Austria Presse Agentur
APA – Austria Presse Agentur
Graz (APA) – Mit „Adams Ende“ hat am Freitagabend Richard Wilhelmer (27) bei der Grazer Diagonale seinen Einstand als Spielfilmregisseur gegeben und sich dabei als Meister des Spiels mit der Zuschauererwartung erwiesen. So wechselt der Jungfilmemacher nicht nur scheinbar mühelos das Genre seiner Erzählung, sondern leitet bereits mit dem Titel „Adams Ende“ in die Irre, zumal der Film das Ende eines so ziemlich jeden zeigt, mit Ausnahme der Figur Adams. Einen österreichischen Verleih hat Wilhelmer mit dem Filmladen bereits gefunden. Kinostart dürfte nach jetzigem Stand noch vor dem Sommer sein.
Bei seiner No-Budget-Produktion standen Wilhelmer dank freundschaftlicher Beziehung etablierte Schauspieler wie Robert Stadlober oder Paula Kalenberg zur Seite, die ein Quartett Berliner Bobos in der Welt der Werbeagenturen und Kreuzberger Altbauwohnungen spielen. Im Spannungsfeld ermüdeter Beziehung, angehender Flirts, komplexer Freundschaftsbegehren und enttäuschter Erwartungen findet man sich zur gemeinsamen Sommerfrische zusammen. Angezogen wie Kinder in den 1980ern, bewegen sich die Protagonisten in satten Sommerfarben, die das Bild durchfluten.
Oberflächlich erweckt alles den Anschein eines klassischen Beziehungsfilms, wobei bereits hier der Fokus auf die einzelnen Protagonisten ebenso fließend wechselt wie die Problemlage. Überdies stört Wilhelmer von Beginn an die scheinbar glatte Erscheinung durch die Verwendung von Bach oder Pergolesi im Soundtrack, die bereits eine Distanz aufbauen, einen bewussten Irritationsmoment im urban-hippen Ambiente setzen. Viele essenzielle Ereignisse werden nicht gezeigt oder nur gestreift, auf scheinbar belanglosen Alltagshandlungen verharrt die Kamera hingegen. Und so schleicht sich sukzessive und lakonisch der Suspense in die Narration, erfolgt der eigentlich brutale Plottwist subtil, schleichend und doch merklich, wenn schließlich eine der Hauptfiguren verschwindet.
„Es ist leicht, sich in einem Genre zu bewegen oder in einem Umfeld, das einen umgibt“, erklärte der gebürtige Steirer Wilhelmer, der mittlerweile in Berlin lebt, seinen leichtfüßigen Ansatz. Zugleich nehme er selbst die Inszenierung seiner Protagonisten wahr wie Tiere im Zoo.
„Viel Zeit für Rollenarbeit hatten wir eigentlich nicht – oder man konnte über seine Rolle nachdenken, während man ein Stativ getragen hat“, erinnerte sich auch Wilhelmers Schauspielstar Stadlober an die Produktion, die praktisch ohne finanzielle Mittel auf die Beine gestellt wurde. In gut zwei Wochen in Berlin gedreht, machte sich Wilhelmer hernach neun Monaten an den Schnitt.
Stress mit dem ersten Spielfilm hin oder her. „Adams Ende“ ist nicht der einzige Pfeil, den Wilhelmer bei der heurigen Diagonale im Köcher hat. Bei seinem erstmals gezeigten Experimentalfilm „Strange Love“ lieben sich Mann und Frau im Gras, während über ihnen die Bombengeschwader ziehen.
(APA, Martin Fichter)